Allgemein

Was braucht das Kind?

von Zsuzsa Weinrowsky

Der Mensch ist ein kosmisches Wesen. Erst durch die Empfängnis und später durch die erste  irdische Nahrung (Muttermilch) wird er irdisches Wesen ! Unser irdisches Leben ist ein Spiegel des im Geistigen Erlebten. Wir müssen diesem Spiegelbild Realität verschaffen, Festigkeit geben.

„Darin besteht im Grunde genommen alles, was wir bei den ersten Säuglingserziehung des Menschen zu tun haben: wir dürfen die Kräfte nicht stören, die herauskommen wollen.“ ( R.St. 2.2.1915)

Während der Schwangerschaft braucht das Kind viel Ruhe, Stille, möglichst keinen Ultraschall, (mittlerweile gibt es Studien, die beschreiben wie schädlich Ultraschall für das Nerven-Sinnensystem sein kann). Die Zeit der Geburt muss vom Kind bestimmt werden – die Sternenkonstellation in dem Moment der Geburt prägt den Menschen für sein ganzes Leben! (dies kann ausführlicher beschrieben werden). Die Nabelschnur darf nicht direkt nach der Geburt durchtrennt werden, sondern man sollte mindestens zwei Stunden damit warten, da das Kind noch wichtige Nahrung von der Mutter bekommt. Auch sollte man es nicht sofort baden um die Käseschmiere nicht zerstören!

Von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr
Wärme: das Kind ist an 37 Grad Raumtemperatur gewohnt neun Monate lang.
Pucken: gibt Sicherheit Geborgenheit, Wärme (Willensschulung, kann ausführlicher begründet werden)
Keinen Schnuller: mit wenigen Wochen fängt das Kind an die Sprache der Mutter nachzuahmen, seine Sprachwerkzeuge auszubilden. Schnuller ist die erste Verführung zu Sucht! Der Saugreflex dient der Nahrungsaufnahme, soll nicht als Trost missbraucht werden.
Stillen ist nicht nur füttern; erste innige Kontaktaufnahme zur Mutter. Das Kind bekommt durch die Muttermilch nicht nur seinen leiblichen Hunger gestillt!
Frische Luft erst nach sechs Wochen.
Der Kinderwagen soll zur Mutter gerichtet werden, wenn das Kind den „Fahrer“ nicht sieht, ist es völlig auf sich gestellt, es fühlt sich verlassen!
Im ersten Lebensjahr braucht das Kind seine Eltern; keine Fremdbetreuung!

Von 0 – 3 Jahre
Die ersten drei Jahre prägen das Kind für die nächsten 70-80 Jahre!
Bis das Kind zu sich ICH sagen kann wirken die Christus-Kräfte. „Die am Menschen wirksamen Kräfte im Kindheitsalter erkennen, heißt den Christus im Menschen erkennen.“ (R.St)
Die frühe Kindheit umfängt schützend die Entwicklungsvoraussetzungen jedes Menschseins.
Mit dem dritten Lebensjahr löst sich das Kind nach und nach aus diesem Bereich heraus, und beginnt den Weg der Individualisierung hin zum Erwachsenen. Gehen, Sprechen, Denken muss erobert werden, aus eigener Kraft.

Gehen
Das Kind muss alleine in die Aufrichte kommen und loslaufen. Jede Förderung, noch so lieb gemeint, greift in die Freiheit des Kindes, schwächt seine Willenskräfte!
(z.B. Baby-Turnen, Baby-Schwimmen, Kinderyoga, Laufrad, Sprachförderung, Trampolin,...)

Sprechen:
Das Kind ahmt nur menschliche Sprache nach. Fernseher, Märchenkassetten etc. schaden der Sprachentwicklung.

Denken  
Erwacht an der Sprache und an dem Tun, nicht an abstrakten Erklärungen.

„Der Mensch  entwickelt das Wesen der  Wahrheit aus dem  Laute heraus in den ersten drei Jahren seines Lebens (Sprache). Und auch das L e b e n, das der Mensch auf der Erde als Ich-Wesen lebt, das bekommt sein Lebensorgan durch das, was er in den ersten drei Jahren der Kindheit ausbildet.   So also lernt der Mensch leiblich gehen, das heißt „den Weg“ finden, er lernt „die Wahrheit“ durch seinen Organismus darstellen, und er lernt das „Leben“ aus dem Geiste heraus im Leibe zum Ausdrucke bringen......Er macht sich dadurch selbst im Laufe des Erdenwerdens zu jener Kraft, die im Kindheitsalter in ihm waltet, ohne dass er der bewusste Träger ist.“ (Rudolf Steiner; Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit)

Die Aufgabe des Kindes von 0 – 7 Jahre 
ist der Auf- und Umbau des physischen Leibes, seines von den Eltern geerbten „Modelleibes“ zu seinem individuellen.
Aufbaukräfte: Phantasie, Motorik, freies Spiel
Abbaukräfte: intellektuelles Denken
Bis zum Zahnwechsel hin verwendet das Kind die Gedankenkräfte zum Aufbau seines Leibes als Richtkräfte.
Das Gedächtnis ist erst mit dem Zahnwechsel abrufbar, bis dahin ist es bildhaft und Leibgebunden.
„Schwächlinge für Leib und Seele werden die Kinder, die zu früh von außen bestimmtes lernen müssen“ (R. Steiner)

Intellektuelle Früherziehung, Erziehung zu Kritik- und zu Entscheidungsfähigkeit im Kindergartenalter führt dazu, dass dem noch nicht ausgereiften leiblichen Organen die Wachstumskräfte entzogen werden. Zu früh geweckte Urteilskräfte führen zu physischer Verhärtung, was sich  im späteren Alter in Krankheiten, wie Sklerose, Arterienverkalkung ausdrücken kann. Das altkluge Kind neigt zu Blässe,  nervlicher Überbelastung. (Neurosen, Stereotypien)

Der Kopfgeist (denken) ist, wenn der Mensch geboren wird, sehr ausgebildet, aber er schläft.
Die Seele ist auch ausgebildet aber sie träumt.
Die Gliedmaßen sind sofort wach aber unentwickelt.
Wir müssen die Gliedmaßen ausbilden.
So lassen wir  das Kind frei!
In dem ersten Jahrsiebt werden die Basalen Sinne ausgebildet.

Der Mensch hat zwölf Sinne, die vier unteren, willensverwandten Sinne: Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn müssen in dem ersten Jahrsiebt ausgebildet werden. Sie geben die Grundlage für die oberen, Vorstellungsverwandten Sinne. (Hörsinn, Sprachsinn, Gedankensinn, Ichsinn) [kann ausführlicher behandelt werden]

„Das Kind „belehrt“ seine Organe selbst und lernt sie zu beherrschen allein durch aktives Tun. Wichtig ist, dass die Organe, ehe sie voll entwickelt sind, nicht schon zu mehr Bewusstsein, Gedächtnis und Empfindungen aufgerufen, angeregt werden, als ihrem Entwicklungsstand entspricht. Die kognitive Verschulung des Kindergartens muss aus diesen  Entwicklungsbedingungen heraus vermieden werden, um der gesunden Entwicklung auch gerade um der Gehirnfunktionen und der Intelligenz willen.“ (Wolfgang Sassmanshausen)  Nicht Belehrung sondern Nachahmung  und Vorbild ist das „Zauberwort“ dieses Alters.
Freude und Liebe am Tun „brüten gesunde Organe aus“ (R Steiner.)

„Der Mensch lernt das Menschsein nur am Menschen“ (Novalis)

„... Wir müssen uns aber vorstellen, dass in der wirklichen Strömung des Menschenwerdens fortwährend liegt ein Bestreben zu entarten. Es ist nicht eine Tendenz des Fortschritts da, vor allen Dingen nicht in der Geschichte. Es ist eine fortwährende Tendenz da zur Entartung. Und nur dadurch, dass ständig dieser Tendenz zu entarten entgegengewirkt wird von dem, was wir Lehre, Erkenntnis und so weiter nennen, dadurch wird dasjenige, was sonst in die Tiefen hinunterziehen würde, hinaufgehoben. Und nur dadurch entsteht Fortschritt. Sehen wir von diesem Gesichtspunkte aus einmal an, wie es sich verhält mit dem Kinde. Das Kind wird geboren. Man spricht von Vererbung. Ja aber, vererbt wird nur dasjenige, was zum Niedergang führen würde, was in die Dekadenz führen würde. Würde nicht das Kind erzogen werden schon durch die ganze Umgebung und später durch die Schule, durch das Leben, so würde das Kind entarten. Erziehung ist also in Wirklichkeit Bewahrung vor dem Entarten. Also, das bewirkt Heilung.“  (Rudolf Steiner  GA 201)

Das Spiel des Kindes ist zweckfrei, aber phantasiedurchtränktes, volles Leben. Die Aufgabe der Erziehung ist, das Feuer des kindlichen Spieles umzuwandeln in den Enthusiasmus der selbst gewählten Arbeit. Fertiges Spielzeug hemmt die Eigentätigkeit des Kindes, trennt es vom Leben. Wenn das Kind nur Spielzeug aus Plastik bekommt, bleibt sein Tastsinn unentwickelt.

„Wo finden wir das, was an dem Kinde als ein höheres Selbst, als eine höhere Wesenheit sich betätigt, die zu dem Kinde gehört, aber nicht ins Bewusstsein hereinkommt? Es mag sonderbar erscheinen, dennoch aber ist es richtig, dass dies sich im Kinde betätigt bei dem rationellen, bei dem gut geführten Spiel. Beim Spiel des Kindes können wir nur die Bedingungen der Erziehung herbeischaffen. Was aber durch das Spiel geleistet wird, das wird im Grunde genommen geleistet durch die Selbstbetätigung des Kindes, durch alles, was wir nicht in strenge Regeln bannen können. Ja, gerade darauf beruht das Wesentliche und das Erzieherische im Spiel, dass wir haltmachen mit unseren Regeln, mit unseren pädagogischen und erzieherischen Künsten, und das Kind seinen eigenen Kräften überlassen. Denn was tut das Kind dann, wenn wir es seinen eigenen Kräften überlassen? Dann probiert das Kind im Spiel an den äußeren Gegenständen, ob dieses oder jenes durch die eigene Tätigkeit wirkt. Es bringt seinen eigenen Willen zur Betätigung, in Bewegung. Und in der Art und Weise, wie sich die äußeren Dinge unter der Einwirkung des Willens verhalten, geschieht es, dass das Kind in einer ganz anderen Weise als durch Einwirkung einer Persönlichkeit oder ihres pädagogischen Prinzips sich an dem Leben, wenn auch nur spielend, erzieht. Daher ist es von so großer Wichtigkeit, dass wir ins Spiel des Kindes so wenig wie möglich Verstandesmäßiges hineinmischen. Je mehr sich das Spiel betätigt in dem, was nicht begriffen wird, was angeschaut wird in seinem Lebendigen, desto besser ist das Spiel.“ (Rudolf Steiner GA 61)

Das Kind ist „ganz Sinnesorgan“
Es ist noch nicht in der Lage die auf ihn wirkenden eventuell schädlichen Eindrücke auszuschalten, nimmt alles in sich auf und baut daraus seinen physischen Leib. Die kindliche Grundstimmung ist: „die Welt ist gut!“ Insofern benötigt das Kind in diesem Alter die Bestätigung der Erfahrung, dass die Welt gut ist. Daher haben die Erwachsenen eine hohe Verantwortung dem Kleinkind gegenüber. Das, was das Kind vorgelebt bekommt, wird von ihm immer als gut empfunden, auch wenn es moralisch verwerflich ist. Das Spielverhalten ändert sich in jedem Alter, wird bei Schulreife zur zielgerichteten Arbeit umgewandelt. In den ersten 5 Jahren ist das Lernen ein unbewusster Vorgang, da es an eine sinnlich wirkende Umgebung gebunden ist. Mit der nahenden Schulreife, die erst durch den Zahnwechsel möglich ist, wird das Spiel immer zielorientierter.

Das Kind lebt „leibliche Religiosität“
Im herkömmlichen Sinne ist Religiosität eine Geste der seelischen Hingabe. Für das Kleinkind ist alles wesenhaft, seine Hingabe an alle Menschen, Tiere, Elementarwesen, Gegenstände in seiner Umgebung gleichermaßen bedingungslos und unbewusst. Rhythmische Wiederholung stärkt das Empfinden, kräftigt den Willen, gibt Halt und Sicherheit.

In den ersten sieben Jahren sollte man Gewohnheiten anlegen,  die einen durch das ganze Leben tragen können. Dazu gehört die Pflege von christlichen Festen, Jahresfesten, Bettgeh-Ritualen, Tischgebeten, hygienischer Pflege.