DIE DREIGLIEDERUNG DES SOZIALEN ORGANISMUS
1 Sozialer Organismus und Soziale Dreigliederung
Eine „menschliche“ Zukunft ist für uns nur denkbar auf der Basis der „Sozialen Dreigliederung“, in der die universellen Menschheits-Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit angestrebt und verwirklicht werden.
Nachfolgend eine kurze Darstellung der Wesensmerkmale und Inhalte dieser neuen Wissenschaft. Es soll gleich zu Beginn angemerkt werden, dass es sich hier um ein neues Denken handelt, das sich grundlegend von allem heutigen „sozialwissenschaftlichen“ und politischen Denken unterscheidet, weil es ein „organisches Denken“ ist. Dies liegt darin begründet, dass wir es hier mit dem Thema eines „Organismus“ zu tun haben. Ein Denken in organischen Wandlungsprozessen (Morphologie) ist notwendig für diesen sozialwissenschaftlichen Ansatz.
2 Mensch, menschlich, Menschenwürde und Sozialer Organismus
Unter „menschlich“ verstehen wir „dem Menschen würdig“, also der Würde des Menschen gerecht werdend. Die Würde des Menschen ist in sich in unserem „Menschenbild“ dargelegt.
Wir gehen von der fundamentalen Erkenntnis aus, dass die Menschheit ein Ganzes bildet, einen sozialen Organismus, sogar Meta-Organismus, der auch die Dimension von Seele und Geist des Menschen einbezieht. Das Ganze nennen wir auch die „Gesellschaft“, nicht den „Staat“! Der Staat ist nur ein Teil der Gesellschaft. Dies bedeutet, dass die Menschheit global auf drei Ebenen lebendig miteinander verbunden ist.
Die drei Ebenen bilden das Rechtsleben ( kurz „Politik“), das Wirtschaftsleben (kurz „Wirtschaft“) und das Kultur- oder Geistesleben. In diesen drei Bereichen gibt es drei Werte, die in ihrer Verwirklichung die Gesundheit des Organismus, also „soziale Gesundheit“ der Menschheit bedeuten und in der Abweichung „soziale Krankheit“.
Diese drei Werte werden als Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bezeichnet.
Jeder der drei Werte ist nur einem Bereich zugeordnet, die Freiheit dem Geistesleben - das Wissenschaft, Bildung, Erziehung, Kunst und Religion umfasst. Die Gleichheit ausschließlich dem Rechtsleben – nur vor dem Gesetz sind die Menschen gleich und dort müssen sie gleich behandelt werden. Und Brüderlichkeit, also menschenwürdige Einkommensteilhabe, dem Wirtschaftsleben. Jede andere Zuordnung, d. h. jeder Versuch, diese Werte in einem anderen Bereich zu leben, muss zu sozialen Schieflagen führen, die wir vor allem als Kriege, Hungersnöte, Wirtschaftskriege, Wirtschaftsnot, soziale Unruhen, Umweltzerstörung, Schere zwischen Arm und Reich usw. erleben, weil Übergriffe stattfinden. Dieses Prinzip kennen wir aus dem Organismus des menschlichen Körpers.
So wurde im Kommunismus u. a. die Gleichheit in der Wirtschaft angestrebt, was bekanntermaßen den Tod des sozialen Organismus zur Folge hatte. Im neoliberalen Kapitalismus wiederum wird die Freiheit der Wirtschaft zugeordnet, was wir derzeit ebenso als massive Krankheit des sozialen Organismus erleben mit den bekannten Weltkrisen. Hier wird das Prinzip der Freiheit zur wuchernden Krise, zum Raubtier, weil kein brüderlicher Ausgleich erfolgt. Wir haben heute in der Welt die Realität des so genannten „Einheitsstaates“, in dem alles im Rechtsleben zentriert ist und eine ungesunde Steuerung durch die staatlichen Instanzen erfolgt. Extrem erleben wir das in der Bildung durch den politischen Einfluss der Staatsschulen und im Gesundheitswesen durch die politische Steuerung.
Die „Soziale Dreigliederung“ bedeutet eine echte Gliederung der Gesellschaft in drei autonome Instanzen mit Selbstverwaltung, in welcher der Staat nur eines der drei Glieder bildet.
3 Wirtschaftsleben
Das Wirtschaftsleben - dieses besteht aus Produktion, Handel und Verbrauch, also aus Produzenten, Händlern und Konsumenten, muss eine eigene autonome Kraft bilden, die in allen wirtschaftlichen Belangen für sich spricht und die dafür sorgt, dass die Politik keinerlei Einfluss auf wirtschaftliche Entscheidungen hat. Auch der Staat als Wirtschaftsunternehmen selbst entfällt. Dadurch wird jeglicher Lobbyismus beendet. Die Wirtschaft muss hier eine Selbstverwaltung aufbauen, die von dem Prinzip der Brüderlichkeit geleitet wird.
Dieses Ziel streben wir mit unserer Initiative an und nennen es „Wirtschaftsrat“. Im Wirtschaftsrat treffen sich die drei Gruppierungen, um eine einheitliche Stimme für das Interesse der Wirtschaft als Ganzes zu bilden. Die Wirtschaft hat sich in Wirtschaftsräten quer durch alle Wirtschaftsformen und -arten lokal und global zu organisieren, um unabhängig von politischem Einfluss in Bezug auf wirtschaftliche Entscheidungen letztlich auch weltwirtschaftlich die Aufgabe zu erfüllen, die materiellen Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. Die Wirtschaft wird ein gleichwertiger Partner dem Staat gegenüber, quasi wie eine eigene „Wirtschaftsregierung“. Eine Einflussnahme wie in der Corona-Krise wäre hier undenkbar. Sie würde mitentscheiden in Bezug auf alle wirtschaftliche Belange. Niemals wäre es hier möglich, dass der Staat Unternehmen in die Pleite führt und zudem die Gesellschaft mit Schulden überhäuft, die dann von der Wirtschaft aufgebracht werden müssen. Daher ist es dringend erforderlich, dass sich die Wirtschaft selbst organisiert und eigenständige Wirtschaftsräte etabliert, aus einem lebendigen Verstehen der zugrunde liegenden sozialen „Natur-Gesetze“.
Wirtschaftsräte müssen als Zusammenschlüsse von Industrieverbänden, Handelsverbänden und Verbraucherverbänden verstanden werden. Auch die Gewerkschaften sind hier einbezogen. Die Trennung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist aufgehoben, da die Arbeitnehmer als Unternehmer und Mitproduzenten verstanden werden, die damit auch am unternehmerischen Erfolg beteiligt sind. Wir fassen in unserer Initiative dies unter dem Projekt „Kraftwerk Wirtschaft“ zusammen, das als Ziel die brüderlich menschenwürdige Verteilung von Einkommen hat.
4 Geistesleben
Das zweite große Ziel, das für uns aber im Mittelpunkt steht, ist die Freiheit im Geistesleben. Dieses bedeutet, dass auch das Geistesleben sich in einer Selbstverwaltung organisiert und alle Bildungseinrichtungen aus staatlicher Verwaltung herauslöst. Staatsschulen kann es in einem gesunden Gesellschaftsorganismus nicht geben, sie werden immer soziale Krankheiten erzeugen. Ebenso können Universitäten nicht Körperschaften des Öffentlichen Rechtes sein, deren Finanzierung und vor allem inhaltliche Steuerung in irgendeiner Form vom Staat beeinflusst sind. Die Freiheit von Schulen, Forschung und Wissenschaft ist hier das große und notwendige Ziel und das bedeutet Freiheit des einzelnen Individuums, wie z. B. der Pädagogen und Pädagoginnen. Es gehört auch die Freiheit der Ärzte und Therapeuten, sowie die der Patienten dazu. Ein Gesundheitswesen, das wie heute staatlich gelenkt wird, bedeutet eine soziale Krankheit. Wir fassen in unserer Initiative dies unter dem Projekt „Kraftwerk Freiheit“ zusammen, das als Ziel die individuelle menschliche Freiheit im Geistesleben hat.
5 Rechtsleben
Das dritte große Ziel ist eine echte Demokratie innerhalb des Rechtswesen selbst, also die Verwirklichung der Gleichheit, die nur gegenüber dem Gesetz in Form von Regelungen gelten kann und nicht in der Wirtschaft und nicht im Geistesleben. Wir fassen in unserer Initiative dies unter dem Projekt „Kraftwerk Politik“ zusammen.
6 Das organische Miteinander und Füreinander
Die drei „Organsysteme“ sind lebendig und in Wechselwirkung miteinander verknüpft, obwohl jeweils in ihren eigenen Systemen autonom. Die Analogie dafür ist der menschliche Organismus mit den drei autonomen Systemen des Stoffwechsels, des Nervensystems und des Herz/Lunge-System als „Rhythmus-System“. Übergriffe von einem System ins andere erzeugen Krankheiten, z. b. der Stoffwechsel übergreifend ins Nervensystem erzeugt Migräne. Das Stoffwechselsystem ist auch das Ernährungssystem. Damit bildet es die Grundlage für die beiden anderen. Nerven müssen mit Stoffen versorgt werden, damit der Mensch denken, also sein Geistesleben betätigen kann. Das Materielle wird in uns sozusagen vergeistigt.
Nervensystem - „Kopf“
Nahrungs-/Stoffwechselsystem - „Bauch“
Im Sozialen Organismus gibt es eine analoge Nahrungsgrundlage. Wir müssen uns dazu fragen: Was versorgt die Wirtschaft gewissermaßen aus dem „Wurzelwerk“ mit Nährstoffen? Was sind die Nahrungsstoffe, was braucht die Wirtschaft, damit sie wirken kann, also produzieren in erster Linie? Es sind die Ideen und Fähigkeiten der Menschen! Es ist damit das Geistesleben! Wir bringen unseren Geist in die Welt. Es wird sozusagen "materialisiert".
Wirtschaftsleben - „Kopf“
Geistesleben - Nahrungs-/Stoffwechselsystem - „Bauch“
Es ist also nicht die Wirtschaft (Sein), die den Geist (Bewusstsein) bestimmt, sondern genau umgekehrt. Das Geistesleben befruchtet, nährt und bestimmt das Wirtschaftsleben.
Mehr dazu ist in unseren neuen Lehrgängen zu finden:
• Videolehrgang "Geistreich denken – Menschlich leben"